Die wortgetreue Übersetzung von Kinesiologie bedeutet Bewegungslehre, denn das Wort „kinesis“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet Bewegung, „logos“ ist die Lehre. Die Kinesiologie ist eine alternativmedizinische Heilmethode und steht in engem Zusammenhang mit Osteopathie, Chiropraktik, Akupunktur und Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM). Ihrem Selbstverständnis nach ist die Kinesiologie die Lehre von der Harmonisierung der Kräfte und Energien im Körper (Balance). Man geht davon aus, dass körperliche und seelische Probleme dann entstehen, sobald der Energiefluss im Körper gestört ist.
Ziel einer kinesiologischen Behandlung, auch Balance genannt, ist es Stress und damit verbunden, auch Energieblockaden herauszufinden und aufzulösen. Zum Lösen von Stress, welcher sich unter anderem über unsere Muskulatur zeigt und zur Verbesserung des Mindsets stehen in der Kinesiologie zahlreiche Methoden zur Verfügung.
Grundsätzlich ist die Kinesiologie für Menschen jeden Alters geeignet. Es gibt ein breites Spektrum kinesiologischer Behandlungsmethoden, um bei Stress, Ängsten, Schlafstörungen, Allergien oder beispielsweise auch Verdauungsproblemen zu helfen. Kinesiologische Behandlungen können dabei unterstützen, das volle Persönlichkeitspotenzial zu entfalten, im privaten wie auch beruflichen Alltag. Kindern kann die Kinesiologie sowohl als gezielte Lernförderung helfen als auch beim Bewältigen emotionaler Herausforderungen.
Im Sport zeigen sich viele Ereignisse, Emotionen und Abläufe – intensiv und in kurzer Zeit. Die Sportkinesiologie hilft Sportlern, eine starke emotionale, mentale und körperliche Verfassung aufzubauen. Sie kann dabei helfen eine Leistungssteigerung aufzubauen. Hier ist zu beachten, dass die Kinesiologie die Leistungssteigerung nicht um jeden Preis vorantreibt, sondern vielmehr den Sportler dabei unterstützt, sich näher zu sich selbst zu bringen. Der Sportler soll sein persönliches Pozential kennenlernen und optimal anwenden können. Es geht in erster Linie darum, näher zu sich selbst zu finden, sich zu spüren und durch Neues zu wachsen. Die Begleitung während der Rekonvaleszenzphase und der Umgang mit Krisen ist ein wichtiger Faktor für Sportler. Zu kaum einem anderen Zeitpunkt ist er verletzlicher und unterstützungsbedürftiger. Hilfreich kann hier vor allem das Biofeedback des Muskeltests sein. Ziel der sportkinesiologischen Behandlung ist die Stärkung der Person, es werden hier keine Krankheiten oder Verletzungen behandelt. Sie sieht sich vor allem in der Zusammenarbeit mit der Schulmedizin.
Das Verfahren der Angewandten Kinesiologie geht auf den amerikanischen Chiropraktiker George Joseph Goodheart zurück. In den 60er-Jahren entdeckte er enge Zusammenhänge zwischen der Muskulatur und dem Zustand bestimmter Organ- und Drüsenfunktionen. Er entdeckte, dass sich physische und psychische Vorgänge im Menschen auch im Funktionszustand der Muskulatur zeigen. Er erkannte, dass Patienten mit Schulterschmerzen oft eine geschwächte Muskulatur und einen knotig verhärteten Sehnenansatz an der Schulter aufwiesen. Behandelte er nun diese Verhärtungen mittels einer reflextherapeutischen manuellen Behandlung, so verschwand die Muskelschwäche. Dieses Wissen machte er sich zunutze, um so die Stärke eines Muskels zu beeinflussen und es entstand ein Diagnose- und Therapiesystem, Zudem erkannte Goodheart, dass sowohl die Meridiane (Energiebahnen) als auch die Organe mit bestimmten Muskeln in Verbindung stehen. Das Ziel dieser Methode ist eine Identifikation von Disharmonien und Störungen sowie deren Ausgleich. Mithilfe der Kinesiologie soll so im Körper ein gesunder und ursprünglicher Energiefluss hergestellt werden.
Basis der Angewandten Kinesiologie sind somit Erkenntnisse aus der Hirnforschung, der Pädagogik und dem Stressmanagement sowie das Energiemodell der chinesischen Elementenlehre.
Im Laufe der Zeit wurde die Angewandte Kinesiologie erweitert. Die Applied Kinesiology (AK) gilt hier als Urform der angewandten Kinesiologie und ist ein komplexes Diagnose- und Therapiesystem mit verschiedenen funktionellen neurologischen Tests.
Hinzu kam in den 70er Jahren das Therapiesystem, „Touch for Health“ („Gesund durch Berühren“) von John F. Thie. Ein Therapiesystem, welches aus vier Bereichen entwickelt wurde: Chiropraktik, Kinesiologie, Akupressur und Ernährungswissenschaft. Es handelt sich um eine Synthese aus überlieferter östlicher Heilkunst und moderner westlicher Medizin. Touch for Health betrachtet den Menschen als Einheit von Körper, Geist und Seele. Wird eine dieser Ebenen beeinflusst, wirkt sich das auch auf die anderen Ebenen aus. Dies gilt für positive wie negative Dinge in gleichem Maße: Geht es uns körperlich schlecht, leidet auch unser Gemüt. Ebenso kennen wir das Gefühl, Bäume ausreißen zu können, wenn es uns seelisch besonders gut geht. Durch verschiedene Techniken z. B. das Massieren von bestimmten neurolymphatischen Reflexzonen oder auch die Aktivierung von Akupressurpunkten werden Ungleichgewichte im Körper aufgespürt und ausgeglichen und somit die Balance wieder hergestellt.
Brain-Gym ®(Gehirngymnastik) und Edu-Kinestetik beruhen auf Beobachtungen von Schulpsychologen. Brain Gym ® wurde von dem Pädagogen Dr. Paul E. Dennison entwickelt und ist das Herzstück der Edu-Kinestetik. Hierbei werden Elemente der Angewandten Kinesiologie, Pädagogik, Neurophysiologie, Lernpsychologie und Gehirnforschung zu einer ganzheitlichen Methode zusammengefasst. Es handelt sich um eine effektive Methode, mit der Lern-, Konzentrations- und kognitive Leistungen unterstützt werden können. Diese Methode basiert auf der Annahme, dass Lernen durch Bewegungen möglich ist. Es handelt sich hierbei um einfach und schnell zu erlernende Übungen, die aus überkreuz ablaufenden körperlichen Bewegungen bestehen. Diese Bewegungen aktivieren die motorischen und sensorischen Bereiche der Hirnrinde beider Gehirnhälften. Durch diese gezielten Bewegungen kann das Gleichgewichtssystem stimuliert werden, welches wiederum für Ausgeglichenheit sorgt. Das Denken und Verstehen kann somit erheblich leichter fallen, die Voraussetzungen für neue Ideen und Lösungen können geschaffen werden. Durch die einfachen und unkomplizierten Übungen kann das gesamte Körper-Geist-System mobilisiert werden, sie dienen dem pädagogischen Ziel, das Lernen zu unterstützen.
Bei der Entwicklungskinesiologie® handelt es sich um eine ganzheitliche Methode, die u. a. dabei helfen soll, das ursprüngliche Potenzial zu entdecken, zu leben, Eigenständigkeit und das eigene Gleichgewicht zu entwickeln. Sie wurde Anfang der 90-er Jahre von Renate Wennekes (Pädagogin und Kinesiologin) und Andrea Stiller (Ergotherapeutin und Kinesiologin) gegründet. Ursprung war der Wunsch, die Hintergründe der Wirksamkeit der Bewegungsübungen des Brain Gym® genauer herauszufinden. Die Komplexität der Entwicklungsfaktoren, besonders die bedeutenden Auswirkungen der frühkindlichen Reflexe, der sensorischen Wahrnehmung und der motorischen Entwicklung auf das weitere Leben, führte zu einer Erweiterung der kinesiologischen Betrachtungs- und Anwendungsweise. Daher wurden neue Balancemethoden entwickelt, welche seit 1996 als anerkannter Zweig der Educational Kinesiology Foundation gelten. Bei dieser Methode geht es um die frühkindliche Entwicklung und das innere und äußere Wachsen auf allen Ebenen des Lebens und Lernens. Die Methoden finden Anwendung in der begleitenden Kinesiologie sowie in pädagogischen Bereichen wie Kindergärten und Schulen.
In einem Gespräch wird gemeinsam die Ausgangslage erfasst und das Therapieziel bestimmt. Oder aber der Patient definiert sein Ziel für sich im Stillen bzw. kommt mit einer klaren Zielvorstellung zur Behandlung.
Die Behandlung erfolgt in bequemer Kleidung auf der Liege, wahlweise aber auch im Stehen oder Sitzen. Ein typisches Merkmal der Kinesiologie ist die Nutzung der Muskelspannung in Bezug zu den Beschwerden. Unter anderem werden verschiedenste Techniken wie Berühren, Klopfen und Massieren von Akupunkturpunkten, Einsetzen von Klang sowie bewusste Wahrnehmung von Atmung und Bewegungsabläufen eingesetzt.
Zusammenhänge zwischen einer fordernden Situation, dem eigenen Verhalten und den Beschwerden werden kinesiologisch erspürt. Eigene Ressourcen werden mit in die Behandlung einbezogen.
Gemeinsam werden am Ende einer Sitzung allenfalls Übungen für den Alltag abgeleitet und das weitere Vorgehen besprochen. Erfahrungen aus der Behandlung werden so übernommen und verankert. Auch hier besteht keine Erwartung, dass sich der Patient mitteilt, dies kann ebenfalls im Stillen geschehen.
Mit der Kinesiologie finden Sie eine Methode, die Sie in Bewegung bringt. Entsprechend Ihrem Anliegen, welches Sie oder Ihr Kind zum Thema der Behandlung machen, wähle ich eine kinesiologische Technik aus, welche dabei helfen soll, dass die Energie im Körper wieder ungehindert fließt. Wobei mir hier die Anmerkung wichtig ist, dass ich als Kinesiologin Ihren Weg „nur“ begleite. Nicht ich gebe die Richtung vor, sondern Sie bzw. Ihr Kind wird den Weg weisen offenbarend durch die Reaktionen Ihres Körpers.
Der Patient findet sein Ziel unabhängig davon, ob dieses verbal geäußert wird oder nur in seinen Gedanken fixiert ist. Es ist das eigene erstrebenswerte Ziel des Patienten, welches er ganz alleine für sich definiert. Keine Vorgaben, keine Wertungen, keine Erwartungen von außen. Die Kinesiologie ist stets nach einem Zustand des Werdens orientiert, wonach richte ich mich aus, wo sehe ich mich in Zukunft, was ist mein erstrebenswerter Zustand in einer ganz bestimmten Situation.
„Nimmst Du jemanden wie er ist,
wird er bleiben wie er ist.
Aber gehst du mit ihm um, als ob er wäre,
was er sein könnte,
wird er zu dem was er sein könnte.“
Johann Wolfgang von Goethe