Reflexintegration
Reflexe im allgemeinen sind unwillkürliche Bewegungen, welche wir also bewusst nicht steuern können. Sie werden ausgelöst durch ein bestimmtes Reizmuster (Stimulation) wie Berührung, Licht, Geräusche, Gerüche etc.. Die Auslösung kann also nicht bewusst verhindert werden.
Die Aufgabe der Reflexe ist es, den Reifungsprozess des Kindes zu steuern.
Die Frühkindlichen Reflexe unterstützen bereits im Mutterleib und in den ersten Lebensjahren die kindliche Entwicklung, sowohl motorisch wie auch emotional. Sie steuern beispielsweise Geburts- und Aufrichtungsprozesse, unterstützen die Entwicklung der Sinne, beeinflussen die neuronale Reife des Gehirns und die sozio-emotionale Entwicklung.
Genauso wichtig ist die Entwicklung der Grob- und Feinmotorik sowie der Augen-, Zungen- und Lippenmuskulatur, denn damit hängt unter anderem auch die Sprachentwicklung, Lese- und Schreibfähigkeit zusammen.
Diese Reflexbewegungen bewirken auch die optimale Verknüpfung der Gehirnareale, damit deren Funktionen vom Menschen voll genutzt werden können. Das sind beispielsweise die Koordination der Motorik, Steuerung und Hemmung der Aktivität, Impulskontrolle, Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer.
Deshalb sind die frühkindlichen Reflexe sind wie Fitnesstrainer während der Schwangerschaft, Geburt und während der ersten Lebensjahre. Durch Sie üben und üben wir während der Aufrichtungsphase immer wieder die gleichen Muskelbewegungen, bis dieser Prozess abgeschlossen ist. So entwickeln wir isolierte, gesteuerte Bewegungen. Darüberhinaus wird unsere Sozialfähigkeit, unser Denkvermögen und unsere Lernfähigkeit geschult. Frühkindliche Reflexe sind somit dringend erforderlich für die motorische und neurologische Entwicklung.
Sobald die Reaktionen und Bewegungen vom kleinen Kind willkürlich gesteuert werden können, werden diese Reflexe überflüssig. Das bedeutet im Laufe des 1. Lebensjahres werden diese automatischen Bewegungen (= frühkindlichen Reflexe) normalerweise gehemmt (d.h. im Gehirn integriert – deaktiviert) und das Kind kann sich mehr und mehr willentlich bewegen.
Durch äußere Störfaktoren, wie zum Beispiel Stress, Unfälle, Traumen, wird dieser natürliche Ablauf gestört. Die Reflexe können bestehen bleiben, bzw. wieder aktiviert werden und somit jedes Lebensalter betreffen. Sie werden nicht deaktiviert und so kann es sein, dass ein frühkindlicher Reflex ein Leben lang aktiv bleibt.
Der Name „frühkindliche Reflexe“ sollte deshalb nicht falsch gedeutet werden, Menschen aller Altersstufen betrifft dieses komplexe Thema. Denn als Beispiel genannt, hängen die allermeisten körperlichen Fehlhaltungen und unökonomischen Bewegungsmuster, mit der nicht hinreichenden Integration von frühkindlichen Reflexen zusammen. Muss ein nicht hinreichend integrierter frühkindlicher Reflex willentlich in seinem Bewegungsmuster kontrolliert werden, so bindet dies viel Energie in bewussten Hirnarealen, die sonst für kognitive Leistungen zur Verfügung stünden.
Es kann zu vielen Schwierigkeiten, Beeinträchtigungen kommen. Von verkrampfter Stifthaltung über starke Unruhe, Kopfschmerzen, Konzentrationsproblemen, Einnässen bis hin zu motorischen und emotionalen Problemen.
Mit zunehmendem Alter tauchen Befindlichkeitsstörungen wie Rückenschmerzen, Knieschmerzen, schnelle Erschöpfung bis hin zu Depressionen auf.
Sind frühkindliche Reflexe in ihren Bewegungsmustern durch gute Integration ausreichend abgelegt, desto mehr kann der Mensch an sein von Natur angelegtes Potential herankommen.
Denn auch wenn Befindlichkeitsstörungen oft erst im Alter auftreten, so stehen wir Menschen doch durch motorische Restreaktionen von Kindesbeinen an auf unserer Potenzialbremse.
Es fühlt sich so an, wie ein Auto zu fahren, dass permanent nach rechts zieht. Wir kompensieren durch dagegen steuern. Das wird mit der Zeit sehr anstrengend und leider fühlt es sich irgendwie normal an. Anstatt in die Werkstatt zu fahren, gewöhnen wir uns an diese ständige Mehrbelastung.
Wenn nun unbewusste Restmuskelbewegungen ausgelöst durch frühkindliche Reflexe auch nach dem Aufrichtungsprozess noch stattfinden, muss man im Laufe der Zeit, spätestens bis zum Erwachsenenalter, lernen diese mit Muskelkraft und/oder Geschwindigkeit zu kompensieren.
Dies gelingt unterschiedlich gut und die Reflexaktivität wird vom Menschen meist nicht bewusst wahrgenommen.
Kindern und Jugendlichen fällt dies, je nach dem wie ausgeprägt die Restaktivität des Reflexes ist, schwerer und ist mit großer Anstrengung verbunden.
Somit können frühkindliche Reflexe, welche noch ganz oder auch nur zu einem gewissen Teil aktiv sind u.a. der Grund für
- Entwicklungsverzögerungen, gestörte Sprachentwicklung,
- Schul- und Verhaltensprobleme, Lese- und Rechtschreibschwäche, Rechenschwierigkeiten,
- Koordinations-, Motorik- und Gleichgewichtsschwierigkeiten,
- Schwierigkeiten im sozialen Miteinander sein.
Warum Reflexintegration?
Restreaktionen frühkindlicher Reflexe verschwinden nicht von allein. Sie bleiben für ein Leben lang bestehen und können sich hinderlich auswirken.
Durch die nachträgliche Integration der frühkindlichen Reflexe schließen wir den „Aufbauprozess“ ab und ermöglichen ein neuronales Nachreifen im Gehirn.
Das Ziel der Reflexintegration ist ein Erreichen von weiteren Entwicklungsschritten, Erfolg und Gelingen bei weniger Anstrengung und das Erreichen/Ausschöpfen des eigenen Potentials, körperliches Wohlbefinden und Gesundheit, bessere Leistungsfähigkeit und persönliche Handlungsfreiheit.
Um Störungen welche durch nicht ausreichend integrierte Reflexe im Bewegungsapparat verursacht werden, zu beheben.
Körper, Geist und Seele zu stabilisieren und ein gesundes und altersgemäßes Heranwachsen zu unterstützen. In körperlicher, kognitiver und sozialverhaltensmäßiger Hinsicht.
Neuronale, sensorische, motorische und sozio-emotionale Reifung des Gehirns zu unterstützen.
Beispiele für nicht ausreichend integrierte frühkindliche Reflexe
Durch sog. frühkindliche Reflexbewegungen (beispielsweise der Greif-Reflex), welche zum Teil bereits im Mutterleib aktiv sind und spätestens ab dem dritten Lebensjahr integriert (verschwunden) sein sollten, entwickelt sich unser neuronales Netzwerk.
Dies bildet die Grundlage für unsere Körperhaltung, unsere Bewegung und Gangart, unsere Handmotorik sowie der Hand-Auge- und Hand-Mund-Koordination.
Eventuell mögliche Symptome bei einem nicht ausreichend integriertem Greif-Reflex:
- Feste, falsche und/oder verkrampfte Stifthaltung (kein Dreipunktgriff oder Pinzettengriff möglich)
- Assoziierte Bewegungen/Mitbewegungen der Zunge
- Muskelfehlspannung in den Händen
- Kopfschmerzen, Migräne
- Zähneknirschen und Zahnfehlstellungen
- Mangelnde Grobmotorik
- Nächtliche Verspannungen der Muskulatur
Der allgemein bekanntere Moro-Reflex welcher die Atemmuskulatur des Babys trainiert, kann folgende typische Symptome bei einer evtl. Überaktivität zeigen.
Diese Überaktivität kann ausgelöst werden durch eine komplikationsreiche Schwangerschaft (übermäßig viel Liegen der Mutter während der Schwangerschaft, frühe Wehen..), Stress der Mutter (Hausbau, Umzug..), eine traumatische Geburtssituation (z.B. wehenfördernde Mittel, Kristeller, PDA, Kaiserschnitt), ein Sturz aus großer Höhe z.B. vom Wickeltisch oder aus dem Kinderwagen, der Verlust eines geliebten Haustieres u.v.m.
- Überempfindlichkeit des vestibulären Systems (Gleichgewichtsprobleme)
- Hypersensibilität (Überempfindlichkeit auf Licht, Berührung, Geruch, Geschmack, Geräusche/auch im Hintergrund, Tiefensensibilität
- Hohes Stresslevel, vermehrte nicht angemessene Ängste (z.B. massive Prüfungsängste) und Aggression
- Kontrollfreaks (Routine, Planbarkeit und Struktur sind für Betroffene extrem wichtig)
- Depressionen, Stimmungsschwankungen (bedingt durch andauernd erhöhten inneren Stresslevel)
- Schwach ausgeprägte Anpassungsfähigkeit der Pupillen, dadurch Blendeffekt
- Akkomodationsstörungen, Nah- Fernsichtumstellung nur schwer möglich (erschwertes, verlangsamtes Abschreiben von der Tafel, Kopf sehr nahe am Blatt beim Schreiben)
- Allergien (durch unbewussten, dauerhaft hohen Erregungszustand, welcher das Immunsystem schwächt)
- Gefühl von Schutzlosigkeit, Unsicherheit und Unausgeglichenheit
- Schwierigkeiten mit der Atmung
Was kann sich ändern?
- Selbstvertrauen und das Stärken der Impulskontrolle
- Steigerung der Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit
- Körper, Geist und Seele werden stabilisiert (gesteigerte Frustrationsgrenze)
- Das Schriftbild verbessert sich
- Körperliche Anspannungen und Verspannungen reduzieren (gesteigerte Aktivität, Zähneknirschen)
- Kein Einnässen/Einkoten mehr
- Der Schlaf wird ruhiger, erholsamer
- Der Umgang mit Stress verbessert sich (Stressmanagement)
- Isolierte Ängste lösen sich (z.B. vor dem Alleinsein, Prüfungsängste, Versagensängste)
- Zwischenmenschliche Beziehungen werden stabiler, ausgeglichener (Schule, Partnerschaft, Beruf)
Reflexintegration in meiner Praxis - Vorgehensweise
Ich bin ausgebildete Reflextherapeutin und Kinesiologin.
In meiner Praxis überprüfe ich die frühkindlichen Reflexe und stelle somit fest, ob diese bereits erfolgreich gehemmt sind. Anhand spezieller Tests, Fragebögen und über Spielbeobachtung bei den Kleineren, kann ich den neuromotorischen Entwicklungsstand des Kindes oder des Erwachsenen ermitteln. Auch das gemeinsame Anamnesegespräch ist hier ein sehr wichtiges Instrument um eventuell noch vorhandene frühkindliche Reflexe zu ermitteln
Sollten noch Restaktivitäten vorhanden sein oder auch Reflexe unterentwickelt (z.B. bei Kaiserschnittgeburten), werden diese durch ein spezielles Bewegungsprogramm der F&W Reflexintegration, oder Methoden aus der Entwicklungs-Kinesiologie (v.a. bei Kleinkindern) integriert.
Hierfür sind in der Regel keine langwierigen Trainingssequenzen oder Übungen für zuhause notwendig.
Der Patient übt bestimmte Bewegungen aus, während ich als Therapeut ergänzend mitarbeite. Während der gezielten Bewegungen wird im Körper eine Erinnerung an den Reflex ausgelöst, welcher noch nicht gehemmt (integriert) wurde. Parallel dazu berührt der Therapeut (klopfend oder vibrierend) eine zusätzliche Körperstelle, welche diesem Reflex (neurologisch) zugeordnet ist. Zusätzlich wird ein akustischer oder visueller Reiz gesetzt (z.B. das Schnipsen mit den Fingern oder Augenfolgebewegungen). Diverse Klopftechniken (beispielsweise EMDR, NIS, NFI, PEP) welche bereits erfolgreich in der Embodyment-basierten Psychologie eingesetzt werden sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil dieser Methode.
Da in den meisten Fällen von gestörten Reflexmustern auch emotionale Erfahrungen verbunden sind, wird hier gleichzeitig mit gezielten und erprobten Affirmationen gearbeitet. Somit werden neue positive Leitsätze in das Training integriert. Über diese neu verknüpfte/gekoppelte, positive Emotion werden neuronale Bahnungen aktiviert und auch gestärkt.
Bei kleineren Kindern arbeite ich mit Methoden aus der Entwicklungskinesiologie, hier sind die oftmals sehr komplexen Bewegungsabläufe noch nicht oder nur zum Teil möglich. Sehr bewährt hat sich auch die Zusammenarbeit mit bzw. über die Eltern.
Was ist mir als Therapeutin wichtig?
Ich möchte Kinder, Jugendliche und Erwachsene begleiten auf Ihrem Weg zu mehr Selbstbestimmtheit, Selbstbewusstsein und Potentialentfaltung.
Sie stark darin machen sich selbst zu entdecken und das zu leben was in Ihnen steckt.
Einem Menschen in diesem wichtigen, sehr entscheidenden Bereich Hilfestellung geben zu dürfen und mitzuerleben wie er in seine Kraft, seine Eigenwahrnehmung, seinen Glauben an sich und seine Fähigkeiten kommt, das gibt mir großen Antrieb für meine Tätigkeit. Es schenkt mir Motivation, Freude und Erfüllung im Tun.
Diese Begleitung und therapeutische Hilfe hat für mich eine große Sinnhaftigkeit. Denn ich verhelfe den Patienten in meiner Praxis zu Selbständigkeit und Autonomie.
Ein besonderes Anliegen gilt „meinen“ kleinen Klienten. Es ist für mich eine Frage der Verantwortlichkeit und Hilfsbereitschaft von uns Erwachsenen, Kindern an dieser Stelle zu helfen. Leider hat sie oft schon in jungen Jahren das Leben durch äußere Einflüsse so geprägt, dass sie sich nicht sich selbst entsprechend entfalten und entwickeln können. Wer sonst als wir Erwachsene sollten Ihnen hier Hilfestellung und liebevolle Begleitung geben, um raus aus Blockierungen und Ängsten, hin zu Wachstum, Entwicklung und Freude zu finden. So, dass sie die Fähigkeit erlangen, ihr Potential besser zu entfalten, flexibler auf Stress reagieren können und eine größere Resilienz entwickeln dürfen.